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Neueste Bodenuntersuchungen auf der Burg und Festung Sparrenberg

(von Enno Linkmeyer) Am Dienstag, den 03.10.2006 war es der Arbeitsgruppe Burg und Festung Sparrenberg des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg e.V. möglich, Herrn Horst Burger und einen Kollegen vom archäologischen Freundeskreis OWL auf der Burg zu begrüßen.

Der Freundeskreis verfügt über einen Szintillationszähler, volkstümlich Bodenradar genannt, den die beiden Herren auf der Burg und Festung Sparrenberg zum Einsatz brachten.
Ein Szintillationszähler (Gammastrahlen Messgerät) ist ein sehr empfindliches Messgerät für radioaktive Strahlung. Der Sensor ist ein Kristall, der auf einem Photovervielfacher montiert ist. Die radioaktive Strahlung erzeugt schwache Lichtblitze im Detektor-Kristall. Diese werden verstärkt und mit einer Elektronik ausgewertet.

 

Physikalische Grundlagen:

In der Erdkruste befinden sich zum einen mehrere natürliche radioaktive Elemente (Thorium, Uran, Kalium). Zum anderen werden andere Elemente in der Erdkruste durch Neutronenstrahlung aktiviert, bzw. wird Gammastrahlung (g-Strahlung) durch Streu-Prozesse frei. Neutronen entstehen im Erdinneren durch Kernprozesse sowie durch die kosmische Strahlung.

Das Messgerät liefert drei Informationen über den Meßwert:

  • die neutrale Anzeige (Hintergrundstrahlung, Nulleffekt)
  • die abnormale Anzeige (Messwerterhöhung)
  • die subnormale Anzeige (Messwertabfall)

Nach der Nullkalibrierung zeigt die Anzeige beim Betreten des Vermessungsgebietes was das Messgerät an abnormalen oder subnormalen Ablagerungen oder Vorkommen entdeckt.

Jeder unstetige hohe Skalenwert über normal, der bei Untersuchungen auf der Messwertanzeige erscheint, ist ein Anzeichen für zusätzliche Strahlung, die gerade entdeckt wird. In der Natur kommt diese von einer radioaktiven Ader, von einem Erzkörper, von Fremdgestein oder von einer tektonischen Verwertung.

>> Archäologisch deutet dies auf einen Wall oder eine Mauer hin.

 

Bodenuntersuchung durch Herrn Burger

Foto: E. Linkmeyer

 

Sollte der Messwert kleiner als die neutrale Anzeige sein, dann bedeutet das einen Abfall der Strahlung unterhalb der Hindergrundstrahlung. Diese Messwerte können durch verschiedene Dinge verursacht sein, wie Änderungen in der Vererzung und geologische Strukturen, schwere Erzkörper mit weniger Strahlung als das umgebende Gestein (Sulfide usw.), Fremdgestein, große Höhlen, unterirdische Wasserareale und Seen.

>> Archäologisch gesehen bedeutet dies einen Graben, ein Hohlraum oder einen Stollen.

Auf besonders die letztgenannte Möglichkeit des Gerätes, das Auffinden von Hohlräumen konzentrierte sich unser Interesse. Wir baten Herrn Burger zuerst eine Untersuchung auf dem Marien-Rondell durchzuführen. In den uns zur Verfügung stehenden Plänen ist nord-östlich des großen,

 

länglichen Kasemattenraumes, der heute während der Führungen auch besichtigt werden kann, ein weiterer Raum eingezeichnet, der offensichtlich vermauert ist, und der bei den bisherigen Untersuchungen nicht aufgefunden werden konnte.

Bei einer ersten Grobmessung mit dem Bodenradar konnte die hohe Wahrscheinlichkeit eines Hohlraumes bestätigt werden.

Nun wurde über das Untersuchungsgebiet an Hand von Messlatten und Messschnüren ein Messraster gelegt. Die Abstände der Messpunkte innerhalb dieses Rasters von 5 x 16 m betrug einen Meter. An jedem Messpunkt wurde eine Messung vorgenommen und die Messwerte digital registriert.

 

Die Auswertung dieser Daten ergibt dieses Diagramm:

 
 

Wir baten nun Herrn Burger trotz der knappen Zeit noch ein paar Messungen an anderer Stelle der Festung vorzunehmen. So wurde die Fläche zwischen der Nordmauer und dem Burginnenhof abgegangen und hier zwei mögliche Hohlräume festgestellt.

Des weiteren konnte nordwestlich vom Brunnen ein größerer Hohlraum festgestellt werden. Dieser enthält aber kein Wasser, wie Herr Burger versicherte, es kann sich also nicht um den Quellraum des Brunnens handeln.

  Ein weiterer möglicher Hohlraum konnte östlich der Mauerreste des sogenannten Magazins notiert werden. Letztendlich konnte Herr Burger die vermutlichen Kellerräume des alten Pallas der Nordwestseite der mittelalterlichen Burganlage registrieren.

Zu bedenken ist bei diesen Messergebnissen, dass weder die Höhenlage eines Hohlraumes, noch eine eventuelle Verfüllung mit anderem als den Umgebungs-Material festgestellt werden kann.

 

Arbeitsgruppe bei der Untersuchung

Foto: E. Linkmeyer

 
 

v.l. Horst Burger mit der Arbeitsgruppe Sparrenberg (Foto: E. Linkmeyer)

 

Die Geschichte unserer Burg wird damit nicht neu geschrieben - der Bau wird jedoch Stück um Stück detaillierter.

Erst durch eine Grabung werden wir Gewissheit haben, welche archäologischen Schätze auf der Sparrenburg zu heben sind.

Deshalb suchen wir für diesen notwendigen weiteren Schritt weitere Partner.

Wir bedanken uns bei Herrn Burger und seinen Mitarbeitern für die fachliche Unterstützung und freuen uns auf eine baldige weitere Grunduntersuchung.

Hier geht es zu den Archäologischen Freunden in OWL:

>> Archäologischer Freundeskreis

 

 

Bielefeld, 25.10.2006

Enno Linkmeyer